Seit 2014 trägt er die jährlichen Behandlungszahlen seiner Mitgliedseinrichtungen zusammen. Diese Zahlen zeigen einen hohen Anstieg von medizinischen Behandlungen für obdachlose Menschen, die außerhalb des Regelsystems stattfinden: 2018 fanden 36.748 solcher Behandlungen statt. Das bedeutet einen Zuwachs von mehr als einem Drittel gegenüber dem Jahr 2016, in dem der erste Gesundheitsbericht des Runden Tisches erschien. Die aktuellen Zahlen können auf der Website www.obdachlosigkeit-macht-krank.de eingesehen werden.
Fachleute gehen heute von schätzungsweise 6000 - 10.000 Obdachlosen in Berlin aus. Die meisten obdachlosen Menschen in Berlin werden durch die Regelangebote der medizinischen Versorgung nicht erfasst. In Berlin entstand deshalb in der Vergangenheit ein Hilfenetz für Obdachlose, die keine Krankenversicherung haben oder nicht wartezimmerfähig sind. Einige dieser Projekte werden durch den Senat gefördert. Allerdings stehen nach wie vor nicht alle geförderten Hilfeprojekte EU-Migrant*innen offen; hier besteht weiterhin Klärungsbedarf mit den Senatsverwaltungen Gesundheit und Soziales sowie den Krankenkassen bezüglich der Finanzierung der Hilfeleistungen auch für EU-Migrant*innen. Aufgrund des hohen Anteils an nichtdeutschen Obdachlosen können daher bislang viele Behandlungen nur in spendenfinanzierten Projekten stattfinden. Die derzeitigen Angebote entsprechen nicht dem Bedarf und können überwiegend nur notdürftig mit Hilfe von ehrenamtlichen Ärzten aufrechterhalten werden. Deshalb haben sich alle Einrichtungen, die in der medizinischen Versorgung obdachloser Menschen in Berlin tätig sind, bereits 2014 zu einem Runden Tisch zusammengeschlossen. Die Forderung des Runden Tisches, dass für alle hilfesuchenden obdachlosen Menschen in Berlin unabhängig von ihrem Aufenthalts- und Versicherungsstatus eine menschenwürdige medizinische Basisversorgung zugänglich ist, hat erfreulicherweise Eingang in die Leitlinien der Wohnungsnotfallhilfe und Wohnungslosenpolitik gefunden. Dort ist festgeschrieben, dass eine langfristige Sicherung eines ganzjährigen, niedrigschwelligen medizinischen Hilfsangebotes auch für Menschen ohne oder mit ungeklärten Sozialleistungsansprüchen angestrebt wird. Hinsichtlich eines neuen Finanzierungssystems, das tragfähige Strukturen ermöglicht und dem Bedarf gerecht wird, wurde auf Impuls des Runden Tisches jetzt ein entsprechender Entwicklungsprozess durch die Senatsverwaltung für Gesundheit eingeleitet, an dem Vertreter des Runden Tisches als Expert*innen beteiligt sind.
Weitere Informationen: Christin Recknagel (030-29047539) und Katrin Schwabow (0177 299 11 81)
Mitglieder des Runden Tisches sind:
Caritas-Arztmobil und Caritas-Ambulanz für Wohnungslose sowie Caritas-Krankenwohnung; Praxis am Stralauer Platz der GEBEWO pro; Obdachlosenpraxis und Tagestreff Weitlingstraße des HVD; Malteser Hilfsdienst e. V. - Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung; Ambulanz der Berliner Stadtmission (Ambulanz, Pflegezimmer, Straßenambulanz) und Clearingstelle für Nichtversicherte; Johanniter-Unfall-Hilfe e. V., Regionalverband Berlin Kälteambulanz; Medibüro. Netzwerk für das Recht auf Gesundheitsversorgung aller Migrant*innen; Fixpunkt e. V., basismedizinische Angebote für Menschen mit Drogen- und Suchtproblemen; Jenny De la Torre Stiftung; Open.med Berlin/Eine Kooperation von Medizin Hilft e. V. und Ärzte der Welt e. V.
Pressemitteilung
Bedarf an medizinischen Hilfen für obdachlose Menschen steigt weiter rasant
Erschienen am:
03.12.2019
Herausgeber:
Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V.
Residenzstraße 90
13409 Berlin
030 6 66 33-0
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Beschreibung