"Der Markt dreht ab"
In einem Livestream konnte das erste Caritas-Werkstattgespräch im neuen Jahr auf Facebook mitverfolgt werden. Das Video in voller Länge sehen Sie hier:
Die Wohnungsnot in Berlin wird zu einem immer größeren Problem. Die Zahl der Wohnungslosen wächst, Mieter mit kleiner Brieftasche werden aus ihren angestammten Bezirken vertrieben. Selbst Normalverdiener finden keine Wohnung mehr. Unter der Überschrift "Wohnen in Berlin, nur noch für Reiche?" diskutierten Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin und Christian Thomes, Leiter der Gesundheits- und Sozialpolitik des Caritasverbandes, mit Florian Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen), Bezirksstadtrat für Bauen, Planen und Facilitymanagement des Bezirkes Friedrichshain-Kreuzberg über Probleme und Lösungsansätze. "Es ist klar, dass der Immobilienmarkt momentan abdreht", sagte Schmidt über die desolate Lage vieler Berliner, die auf Wohnungssuche sind, sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können oder gar zwangsgeräumt werden. "Wir können aber nicht darauf warten, dass der Markt sich selbst reguliert. Ich als Baustadtrat möchte, dass in Berlins Innenstadt die Sozialstruktur erhalten bleibt, wo Menschen mit geringen Einkommen zu geringen Mieten leben. Dafür kämpfen wir mit allen Mitteln." So rief Schmidt auch zu einer starken Zivilgesellschaft auf und sagte er sei froh über die Berliner Bewegung gegen Zwangsräumungen. Der 43-Jährige berichtete von jüngsten Ideen einer neuen Mietpreisbremse auf Landesebene, die momentan die politische Szene elektrisiere. Die Bremse auf Bundesebene sei unwirksam, da es zu viele Ausnahmen gebe und Mieter, wenn sie wollten, auch mehr Miete zahlen dürften.
Schmidt erklärte, er bevorzuge langfristige Lösungen für das Wohnraumproblem - Neubau allein könne es seiner Meinung nach nicht lösen. In diesem Zusammenhang sprach er vom so genannten "Community Land Trust" als gute Idee für die Zukunft. Ein Community Land Trust ist eine gemeinschaftliche, nicht-gewinnorientierte Eigentumsform, mit der Grund und Boden der Spekulation entzogen wird, um diesen dauerhaft für günstigen Wohnraum aber auch für andere soziale, kulturelle oder gewerbliche Nutzungen zur Verfügung zu stellen.
"Wir brauchen Akteure wie die Caritas, die wissen, wie man mit Immobilien umgeht und die gemeinwohlorientiert arbeiten können", sagte Schmidt.
Text: Christina Kölpin