Eine(r) von uns
So genau kann Michael Küsters nicht mehr sagen, wann das mit seinem Engagement los ging. Als Messdiener und Pfadfinder vielleicht, damals in der Düsseldorfer Heimatpfarrei. Seither hat er
sich in Kirche und später auch Caritas eingebracht. Küsters war Gruppenleiter, Katechet, Kommunionhelfer, Lektor, Pfarrgemeinderatsmitglied, Dekanatsratsvorsitzender. Heute sitzt der
70-Jährige ehrenamtlich in den Vertreterversammlungen des Caritasverbands Mainz und des Diözesancaritasverbandes, engagiert sich zusätzlich bei der Tafel. "Wenn ich die Möglichkeit habe, etwas zu bewegen, dann sollte ich das auch tun", sagt er.
Am Engagement in Gremien reizt Küsters die politische Aufgabe, das am Puls der der Dinge sein. "Kirche und Caritas können niemals unpolitisch sein", appelliert der verrentete Apothekerassistent. "Sie müssen immer wieder den Finger in die Wunden legen." Also auf jene gesellschaftlichen Missstände aufmerksam machen, die Küsters zum Beispiel bei der Tafel in Alzey begegnen. "Es ist erschreckend, wenn am Ende des Monats mit Centstücken gezahlt wird. Erschreckend, dass so viele alleinerziehende Mütter kommen."
Wer Michael Küsters zuhört, der spürt aber nicht nur Empörung über Armut und Ausgrenzung, sondern auch eine tiefe Dankbarkeit. "Meine Familie, meine Frau, meine Söhne und meine vier Enkelkinder. Das ist für mich das Paradies." Ein Stück von diesem Paradies weiterzugeben, ein Stück Glauben weiterzugeben, das ist seine Idee. "‘Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘, das ist der zentrale Satz in meinem Leben. Da ist alles drin", sagt der Wörrstädter. Seine Eltern haben ihm das Engagement vorgelebt. Wie selbstverständlich bat seine Mutter regelmäßig eine Lumpensammlerin auf ein Butterbrot ins Haus.
Natürlich ist nicht immer alles einfach. Das gibt es auch mal endlose Sitzungen, in denen kaum etwas voran geht. Und es wird in allen Bereichen schwieriger, Mitstreitende zu finden. Vor allem solche, die sich auch langfristig festzulegen bereit sind. Küsters macht sein Engagement dennoch Freude. "Ich habe so viele wertvolle Menschen kennengelernt, die sonst nie kennengelernt hätte", sagt der gebürtige Rheinländer mit dem herzlichen Lachen, der sich außerhalb der Caritas fürs Wandern, Radfahren und den Handball begeistert.
Gerade bewegt ihn der pastorale Weg, den das Bistum Mainz mit Bischof Kohlgraf eingeschlagen hat. "Wenn er es schafft durchzusetzen, was er plant, dann wird für mich ein Lebenstraum wahr. Es geht um geteilte Verantwortung, aber auch um eine Kirche, die nach draußen geht." Und auch wenn nicht ganz klar ist, wann genau es mit dem Engagement los ging. Für Michael Küsters geht es auf jeden Fall weiter.
Text: Julia Gaschik